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Gedichte

KUNSTPAUSE (in Corona-Zeiten...)

Was machen die Dichter
wenn Worte und Bilder fehlen
die Musiker
wenn die Töne verstummen
die Clowns
wenn keine Kinder mehr lachen?

Wie versichern wir uns
wenn alte Rituale nicht mehr gelten
wie begegnen
wenn Distanz verordnet wird
wie Feste feiern
wenn Nähe bedroht?

Warum den Frühling begrüssen
wenn die Strassencafés leer sind
und die Stühle
im Sicherheitsabstand
stumm vor sich hin stehen?

Vielleicht ist dann
die Zeit gekommen,
in der wir
wieder
zu ihr kommen
und sie fragen,
weshalb wir sie
uns früher so wenig
genommen haben?

Das Wesentliche
neu definieren
und es erfragen
mit dem Herzen
und es erstreiten
mit einer Pause
im Getriebensein.

Und ihm dann
einen Kranz winden, 
auf lateinisch: Corona.
(w.w., 16. März 2020)


GRENZWERTIG

Das andere Ufer so weit
und doch berühren sich die Wellen
Der Bergaufstieg so lang
und doch
lässt sich der Himmel spüren

Im Abstand
die Dinge sich finden lassen
und manche Schlucht
wird im Nachhinein
zum Kinderspiel
(w.w., 2013)


METAMORPHOSE

Im Mondschein gehen mit dir
im Schatten sitzen mit dir
im Bach trinken mit dir

Im Kino lachen mit dir
Im Schnee frieren mit dir
im Tal mich fortsehnen mit dir.

Ohne dich wäre alles,
wie es ist.
Und doch
ganz anders
(w.w., 2012)


KONJUNKTIV

Weil du du bist
und ich ich
haben wir uns gefunden.

Unsere Geschichte
wäre sonst niemals
geschrieben worden.

Kein Ghostwriter
dieser Welt
hätte so viel
Fantasie gehabt.
(w.w., 2014)


EINFACH SO

Ich verspreche dir
das Blaue vom Himmel
den Himmel auf Erden
himmlische Momente

Ich schütze dich
vor der Hölle auf Erden
vor der Liebeshölle
vor Höllenqualen

Ach Gott,
so viel Dramatik ist
nicht nötig,
wenn ich mit dir
die Füsse
ins Wasser tauche.

Einfach so,
ganz klein,
aber doch so gross,
wie Himmel und Hölle.
(w.w., 2011)


FASSUNGSLOS

Du
hast mich ganz aus der Fassung gebracht
Aber ich brenne immer noch
Keine Angst also
vor einbrechender Dunkelheit
(w.w., 2003)


SUBSTANTIV

Ehe du warst
War ich auch schon,
aber nicht so wie heute.

Ehe du warst,
hatte ich auch schon gelebt,
aber eine Spur weniger
intensiv

Nachdem du jetzt da bist,
wage ich auch das Hauptwort:
Ehe
(w.w., 2012)


CREDO

Ich glaube an Gott, manchmal
Ich glaube an das Leben, oft
Ich glaube an uns, immer.

Und wenn einmal nicht,
dann glaube ich noch immer
an den Rettungsring
der Liebe

Gott sei Dank
und dem Leben,
dass sie
bei so viel Gewissheit
nicht eifersüchtig werden.
(w.w. 2014)


GRENZERFAHRUNG

Schmetterlinge 
aus der Raupe 
ein Wunder der Natur

Sonne nach dem Regen
ein Schauspiel
des Himmels

Du wieder da
nach deiner Reise
ein Hauch von Glück

Bleib noch ein wenig,
bevor du wieder gehst.

Ob auch nach dem Tod
noch etwas
kommt?
(w.w., 2020)